Neuer Leitfaden des VDMA Schweißen ohne Rauch: So kriegen Betriebe das Gesundheitsrisiko in den Griff

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Beim Schweißen entstehen jede Menge gesundheitsgefährliche Substanzen, die als Gefahrstoffe eingestuft sind. Dadurch werden die Vorschriften zum Schutz der schweißenden Mitarbeiter recht komplex. Ein neuer Leitfaden beantwortet die häufigsten Fragen, zeigt Zusammenhänge auf und liefert Impulse für Schutzmaßnahmen im eigenen Betrieb.

Die Gefahrstoffe im Schweißrauch belasten Atemwege und Lunge, die meisten sind giftig, andere als krebserzeugend eingestuft
Schweißen: Die Gefahrstoffe im Rauch belasten Atemwege und Lunge, die meisten sind giftig, andere als krebserzeugend eingestuft - © ungvar-stock.adobe.com

Bei Schweißverfahren kommen mehrere Gesundheitsrisiken zusammen. Die intensive Strahlung durch Brennerflammen, Lichtbögen oder Schweißbäder kann das ungeschützte Auge massiv schädigen. Heiße Metallspritzer und scharfkantige Metall-Grate erfordern den Schutz von Haut und Händen. Dazu kommen Lärm, Elektrogefahren und eine hohe körperliche Belastung, wenn in ergonomisch ungünstigen Körperhaltungen oder unter beengten Bedingungen gearbeitet werden muss. Spezielle Schutzkleidung für Schweißer – von Augen und Kopf bis zu den Füßen – ist unverzichtbar.

Erhöhtes Lungenkrebsrisiko für Schweißer

Nicht übersehen werden darf dabei jedoch die Gefährdung der Atemwege durch gesundheitsgefährliche Schadstoffe. Wer Schweißarbeiten durchführt, hat ein erhöhtes Risiko, an Bronchitis, Asthma oder gar Lungenkrebs zu erkranken. Die Elektroden selbst oder die Werkstoffe an sich stellen keine Bedrohung dar. Es sind die beim und durch den Schweißvorgang entstehenden Substanzen – etwa Metalloxid-Stäube, Kohlenmonoxid oder Ozon – von denen die Gesundheitsgefahr ausgeht.

Heimtückische, aber bleibende Gesundheitsschäden durch Schweißen

Die Gefahrstoffe im Schweißrauch belasten Atemwege und Lunge, die meisten sind giftig, andere als krebserzeugend eingestuft. Werden sie als Stäube, Dämpfe oder Gase eingeatmet, gelangen sie bis tief in die Lunge. Dann drohen bleibende Schäden und Erkrankungen wie Metallrauchfieber, Lungenüberblähung oder Lungenödeme. Oft merkt der Schweißer jahrelang davon wenig, aber wenn dann das Treppensteigen zur Qual wird, ist es für eine Prävention zu spät.

Neuer VDMA-Leitfaden zum Schweißen ohne Rauch

Ein neuer Leitfaden des VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) richtet sich sowohl an betroffene Betriebe wie auch an die Hersteller von Schweißgeräten. Er liefert auf gut 40 Seiten einen Überblick zu den Vorschriften und Anforderungen und unterstützt beim Auswählen geeigneter Maßnahmen zur Luftreinhaltung. Dabei geht es primär um schweißtechnische Arbeiten mit metallischen Werkstoffen, nicht um Kunststoffschweißen oder andere Verfahren. Vorgelegt wurde die Neuauflage des bewährten Leitfadens „Schweißen ohne Rauch – Erfassen, Absaugen und Filtern für mobile und stationäre Anlagen“ im Dezember 2023 vom Arbeitskreis Entstaubungstechnik des VDMA.

Schweißen ohne Rauch – Erfassen, Absaugen und Filtern

Ein Leitfaden für mobile und stationäre Anlagen

Prävention Schweißrauch: Vorgehen nach dem STOP-Prinzip

Die Autoren des VDMA orientieren sich bei den Schutzmaßnahmen an der bewährten STOP-Rangfolge. Das heißt, zuerst ist zu testen, ob das Schweißverfahren durch ein emissionsärmeres Verfahren ersetzt (substituiert) werden kann, das können etwa sein:

  • UP-Schweißen statt MIG- / MAG-Schweißen
  • automatisierte Schweißprozesse mit stabileren (und emissionsärmeren) Lichtbögen
  • Plasmaschneiden mit Wasserbadabdeckung statt Trockenschneiden

Auch dann, wenn beim Schweißverfahren selbst kein Spielraum für Veränderungen besteht, lassen sich manchmal Prozessparameter so optimieren, dass weniger Schadstoffe freigesetzt werden. So kann etwa manchmal schon eine verändere Zusammensetzung der Schutzgase den Schweißrauch signifikant reduzieren.

Wirkungsvollste Maßnahme: Schweißrauche dort absaugen, wo sie entstehen

Bei den technischen Maßnahmen gilt meist ein Absaugen an der Stelle, wo der Schweißrauch entsteht oder austritt, als Methode erster Wahl. Der Leitfaden stellt die unterschiedlichen Lösungen vor – von einer brennerintegrierten Absaugung über Saugdüsen, Saugarme und Saugtische bis zu Absaughauben oder Einhausungen, wie sie für automatisierte Verfahren und Roboterarbeitsplätze typisch sind. Auch die optimale Einstellung der Werkstatt- bzw. Hallenlüftung ist eine Stellschraube, an der man drehen kann.

Wichtig: Reinigen nur feucht oder saugend

Unter die organisatorischen Schritte zum Verringern der Emissionen fallen 

  • das zeitliche und räumlich Abgrenzen von Schweißarbeiten
  • das Entfernen von Rückständen (Kaltreinigern etc.) im Bereich der Schweißnähte
  • das konsequente Reinigen der Schweißarbeitsplätze und zwar feucht oder saugend, niemals mit trockenem Besen oder Druckluft
  • das jährliche Prüfen der Absauganalgen

Last but not least ist das breite Arsenal an Persönlicher Schutzausrüstung (PSA) für Schweißfachkräfte zu nutzen. Bewährt haben sich – nach Angaben der DGUV – gebläseunterstützte Schweißhelme, die den Atemwiderstand nicht erhöhen. Weitere Kapitel des Leitfadens widmen sich dem Abscheiden von Schweißrauch, der Filtertechnik, der Reinluftführung sowie Fragen zur Entsorgung und zu den Brand- und Explosionsgefahren.

Praxistipps für ein vorschriftenkonformes Vorgehen beim Schweißen

Für die Praxis nützlich ist ein Kapitel zur rechtssicheren Vorgehensweise. Es erläutert die wichtigsten Schritte vom Durchführen der Gefährdungsbeurteilung über die an den Arbeitsplätzen einzuhaltenden Grenzwerte bis zur Wirksamkeitskontrolle der Schutzmaßnahmen.