Die Baumann-Kolumne "Neues von der Werkbank" Kommentar: Wird KI bald menschliche Intelligenz und Empathie in der Politik ersetzen?

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Digitalisierung, Künstliche Intelligenz (KI, AI), Neues von der Werkbank – Kolumne von Ruth Baumann und Zukunftsperspektiven im Handwerk

Wir sind in der schönen, neuen Welt angekommen, in der die Künstliche Intelligenz (KI) konkrete und spürbare Formen annimmt. Italien sieht das bereits mit Sorge und sperrt aktuell ChatGPT. Die KI kann nicht nur Bilder entstehen lassen, die es niemals gab, sondern könnte sich auch als eine weitere Macht im politischen Alltag etablieren. Wäre das Fluch oder Segen? Kolumnistin Ruth Baumann versucht in dieser Folge “Neues von der Werkbank“ eine Antwort zu finden.

Ruth Baumann Landesvorsitzende UFH Baden-Württemberg
Ruth Baumann Landesvorsitzende ufh Baden-Württemberg. Gemeinsam mit ihrem Mann führt sie die Baumann & Co. Straßenbaugesellschaft mbH in Freiburg. - © privat

Nehmen wir einmal an, die Künstliche Intelligenz (KI) macht sich in unserem Leben – privat oder öffentlich – ähnlich rasant breit wie seiner Zeit die Nutzung des Handys. Kamera, Führerschein, Kontobewegungen, Krankenkasse, Zugverbindungen und Reifendruck des PKWs, also „Informationen“ jeglicher Art begleiten uns seitdem tagaus tagein in der Hosentasche. Wenn die KI noch heute Großrechner benötigt, ist doch bereits abzusehen, dass auch sie sich schon bald ihren Weg auf unser aller Smartphone bannt.

Wird dann die Kommunikation zur Information oder eher zur Infiltration genutzt werden? Werden wir dann vor Fake News gewarnt oder gaukelt man uns eine vorgeschriebene Wahrnehmung der Realität vor? Überlagern moralisierende Verhaltensregeln gar Nachrichten? Wir dürfen wohl gespannt sein.

Von Infos und "Tipps"

KI informiert uns künftig nicht nur über den Füllstand der Gasvorräte, sondern hätte gleichzeitig auch noch „Tipps“ zur Hand, welches Verhalten aktuell opportun wäre. Es wäre also denkbar, dass nicht nur Hinweise auf das Stromverbrauchverhalten in der Hosentasche ankommen, sondern bestimmte Geräte zugleich auch nicht mehr nutzbar sind. Getreu dem Motto: Wer nicht hören will, muss eben fühlen.

Aktuell ist dies lediglich ein Szenario, denn Digitalisierung, Maschinenmanagement und auch Elektromobilität stoßen bei einer nicht verlässlichen Stromversorgung eh an ihre (natürlichen) Grenzen.

Sind vor der KI alle gleich?

KI, wenn faktenbasiert, hätte aber in gleicher Weise auch einen gewissen Charme. Wenn beispielsweise bei Mandatsträgern eigene Äußerungen mit dem eigenen Handeln in Verbindung gebracht werden. Aussagen zur Reduzierung von Heizkosten würden dann mit der sichtbaren Realität in Brüssel oder Straßburg abgeglichen werden.

Das heißt: Die Aufforderung zur Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs würde dann in Bezug zu dem monatlichen klimaschädlichen Wanderzirkus der Dienstwagen zwischen den beiden Parlamentsstandorten in Relation gesetzt werden. Jeder Mensch hat dann also, vorausgesetzt auch vor der KI und deren Auswertungen sind alle gleich, die tägliche Auswertung seiner CO2 Bilanz greifbar.

Bloß nicht den Überblick verlieren!

Die aktuelle Forderung nach mehr Wärmepumpen könnte die KI (gesunder Menschenverstand fällt ja nicht immer auf fruchtbaren Boden) mit der Tatsache verknüpfen, dass man gerade den Betrieb dieser Technik mit dem Verbot des F-Gases verhindert. Es ist nicht nur für den Bürger, sondern auch für den Mandatsträger schwer, bei den sich stündlich ändernden Vorgaben und Plänen nicht den Überblick zu verlieren.

Viele haben ihn dennoch, andere wiederum bemühen sich ihn zu finden. So ist es zu erklären, dass man das Abwandern großer Firmen (vgl. BASF, Linde, usw.) als eine vorübergehende Delle wirtschaftlicher Tätigkeit sieht und bei den klein- und mittelständischen Betrieben auf den großen Wurf im Handel mit Umweltzertifikaten setzt. Förderungen unterschiedlicher Art werden diesen Weg begleiten. Auf die damit einhergehenden Ausfälle von Steueraufkommen und Sozialversicherungsbeiträgen hinzuweisen, muss wohl die KI übernehmen. Nur so kann man sich die geschäftige Ruhe in den Parlamenten erklären.

Unter kritischer Beobachtung

Mancher Steuerzahler weiß noch, dass die Transformation der Wirtschaft nur „eine Kugel Eis“ im Monat kosten sollte und, dass Teile der Klimaabgabe in die Finanzierung der Renten fließen. Wird die KI später als Mahner für gegebene Versprechen oder als „Verkäufer“ neuer Errungenschaften agieren? Traut man zukünftig dem Bürger noch zu, dass er die hohen Schuldenberge sieht und, dass er einzuschätzen weiß, wie schwer Finanzierungen (auch für Investitionen) ab dem 55. Lebensjahr sind?

Es gibt viele, die die aktuellen Entwicklungen kritisch begleiten. Wer die Zuwanderung von (Fach-)Arbeitern diskutiert, sollte auch die Abwanderung von Leistungsträgern nicht unreflektiert lassen. Nicht nur Ärzte und Krankenhauspersonal sitzen auf gepackten Koffern. Die Sorgenfalten auf der Stirn sieht man auch bei Akademikern und Handwerkern.

Auch KI kann nicht alles

Künstliche Intelligenz wird unser Leben verändern, Prozesse erleichtern, Abläufe optimieren, aber (hoffentlich) nie die Verantwortung für das eigene Handeln ersetzen oder gar komplett übernehmen. Und bei den vielen Versprechen von Förderungen und Entlastungen jedes Einzelnen sei die Frage erlaubt: Wie und wer soll das alles bezahlen? Für Lösungsansätze derartiger Fragen kann nur der Wähler Mandate erteilen. KI kann zwar vieles, aber nicht alles und entbindet in jedem Fall niemanden von der Eigenverantwortung für dessen Handeln. Passen wir also darauf auf, dass dies auch so bleibt!

Über Autorin Ruth Baumann:

Bei Ruth Baumann war es ein zart gehauchtes "Ja", das sie in einen mittelständischen Straßenbaubetrieb und damit ins Handwerk brachte: Seit ihrer Hochzeit führt sie gemeinsam mit Ehemann Martin Baumann die Baumann & Co. Straßenbaugesellschaft mbH in Freiburg. Trotz ihres abgeschlossenen Hochschulstudiums entschied sie sich damals bewusst, in den Familienbetrieb einzusteigen und bekräftigte dies durch eine weitere Ausbildung zur Bürokauffrau. Zunächst im Ehrenamt bei den Unternehmerfrauen im Handwerk Freiburg, später als Präsidentin des Landesverbandes der Unternehmerfrauen im Handwerk Baden-Württemberg, war es ihr immer ein besonderes Anliegen, die Mitglieder mit einem gesunden Selbstbewusstsein und Stolz auf das Handwerk auszustatten. Sie sieht die Unternehmerfrauen als Wirtschaftsverband und vertritt dies auch in der Öffentlichkeit.

Ihre betriebliche Erfahrung wurde in der Folgezeit auch verstärkt in der politischen Theorie nachgefragt und stieß – zu ihrer eigenen Überraschung – auf immer mehr Resonanz. Es folgten unterschiedliche Kommissionen und Funktionen in der Mittelstands- und Wirtschaftsunion, die sie mittlerweile auch auf Bundesebene ausführt. In Interviews, Vorträgen und Podiumsdiskussionen rund um das Handwerk gibt sie parteiübergreifend Einblicke in die Sorgen und Nöte von Familienbetrieben. Jüngst wurde sie in den Bundesvorstand der CDU gewählt und ist dort als "Handwerk mit Mundwerk und akademischen Grad" Mittler zwischen unterschiedlichen Welten.