Kleines Geld für große Pläne

Start-Kredit | Große Summen sind out, kleine mehr als gefragt. Die Förderbanken reagieren auf den Trend zur Kleingründung. Passgenaue Finanzierung ab 500 Euro aufwärts gibt es von Mikrofinanzierern.

Kleines Geld für große Pläne

Typisch für das aktuelle Gründer-geschehen ist der Fall von Sascha Nawrocki und Kay Voßhenrich. Denn den Start ihres Unternehmens Solar-Progress finanzierten sie mit Eigenmitteln. Seit Januar 2008 planen, bauen und betreuen die beiden Fotovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden. Für ein Großprojekt mussten sie allerdings in Vorleistung gehen. „Für die Überprüfung der Gebäudestatik benötigten wir 14000 Euro“, sagt Sascha Nawrocki. Schnell und unkompliziert bekamen die beiden Gründer das Geld von der GLS-Bank in Bochum. Die durchleitende Finanzierungsstelle war die AN-Training GmbH, ein beim Deutschen Mikrofinanzinstitut in Berlin (www. mikrofinanz.net) akkreditiertes Mikrofinanzierungsunternehmen.

Elf solcher Kleinstkreditgeber gibt es derzeit in Deutschland. Sie unterstützen Existenzgründungen aus schwierigen wirtschaftlichen Situationen. Oder: Sie bieten Geld in der Nachgründungsphase wie bei den beiden Solar-Progress-Gründern, wenn es um die ersten Wachstumsschritte, Auftragsfinanzierung oder die Festigung eines Vorhabens geht.

Weil Förderangebote von Bund und Ländern zum Teil nicht mehr zu den Bedürfnissen von jungen Unternehmern passen, unterstützen inzwischen auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Frankfurt, das Bundesarbeitsministerium und das Bundeswirtschaftsministerium die Ausgabe von Mikrokrediten mit einem Fonds. Dieser nimmt den mikrokreditausgebenden Banken das Kreditrisiko ab. Hintergrund: Nicht nur die Anzahl der Gründer schrumpfte seit 2001 von 1,5 Millionen auf 860000 im Jahr 2007. Gleichzeitig hat sich ihr Kapitalbedarf auf durchschnittlich 25000 Euro verringert. Folglich will die Regierung etwas für die geschätzten 80000 Gründerinnen und Gründer tun, deren Kreditwünsche von Banken und Sparkassen abgelehnt werden.

Allerdings gibt es Mikrofinanzierung unter anderen Bedingungen als die über die Hausbank ausgegebenen Förderkredite. „Unser Erfolgsrezept ist Geld plus Beratung“, sagt Anke Nägele von der AN-Training GmbH. Das heißt: Ihre Gesellschaft weiß als Mikrofinanzierer mehr über das Vorhaben und Unternehmer als es bei Hausbanken üblich ist. Der übliche Zinssatz liegt bei zehn Prozent, ohne Disagio. Zusätzlich kommen Bearbeitungsgebühren dazu, die jeder Mikrofinanzierer unterschiedlich gestaltet. Als Sicherheiten akzeptieren Mikrofinanzierer Bausparverträge oder Lebensversicherungen. Gibt es auch das nicht, so lässt sich die AN-Training GmbH Bürgschaften geben. „Aber nicht von Ehepartnern und keine Bürgschaft über 3000 Euro“, sagt AN-Training Chefin Nägele. Ihre Begründung: „Das ist eine Summe, die niemand in den Ruin treibt. Zudem geben uns Bürgschaften von Dritten die Sicherheit, dass der Kreditnehmer Rückhalt im Bekanntenkreis hat.“

Landesförderbanken

Geld für Existenzgründer über die Hausbank erhalten kleine und mittlere Unternehmen auch aus Mitteln der Länder. Teilweise in Kooperation mit der KfW bieten die Landesförderbanken mehrere Programme an. Da sie sich als Institute für die regionale Wirtschaftsförderung verstehen, haben Gründer den Vorteil, dass sie auf gute Konditionen wie güns-
tige Zinsen mit langjähriger Festschreibung und tilgungsfreie Anlaufjahre stoßen. Diese Vorteile schätzen immer mehr Existenzgründer. In Zeiten guter Konjunktur verzeichnen die Landeskreditinstitute in ganz Deutschland einen wahren Boom, was die Beantragung von Landesfördermitteln betrifft. So wurden zum Beispiel in Niedersachsen durch die NBank im vergangenen Jahr 4847 Unternehmen gefördert. Das bedeutet gegenüber dem Vorjahr einen Zuwachs von 67 Prozent. Mehr als die Hälfte der geförderten Betriebe haben weniger als zehn Mitarbeiter. Insgesamt wurden 344,5 Millionen Euro an Darlehen über den Niedersachsen-Kredit gewährt. Ähnlich ist die Lage im Süden Deutschlands. In Baden-Württemberg haben im Jahr 2007 so viele Unternehmen wie noch nie auf das Angebot der L-Bank zurückgegriffen. Hier wurden über 2,1 Milliarden Euro an zinsgünstigen Krediten, vor allem über den Dauerbrenner Starthilfe Baden-Württemberg, vergeben. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies ein Plus von 30 Prozent. Im Vergleich zum Ergebnis vor fünf Jahren ist die Förderung sogar um das Dreifache gewachsen. Damit wird deutlich, wie attraktiv die Förderprogramme der Länder für Gründer von Kleinunternehmen geworden sind.

Problem: wenig Sicherheiten

Wolfgang Schiller, Zimmerermeister aus Burgebrach bei Bamberg, hat sich im April 2005 selbständig gemacht. Hauptsächlich mit Eigenmitteln stemmte er den Aufbau seines Betriebes. Doch für den Neubau einer Lagerhalle brauchte der 27-Jährige Kredit. Insgesamt erhielt er 100000 Euro, wobei 60000 Euro von der Hausbank kommen und 40000 Euro über den Startkredit der LfA Förderbank Bayern.

Als Sicherheit verlangte die Hausbank eine Grundschuld auf den Bauernhof seiner Eltern. So-
viel Glück haben nicht alle Existenzgründer. Fehlen Sicherheiten, springen die Bürgschaftsbanken mit ihren Ausfallbürgschaften und Beteiligungsgarantien ein. Beson-
ders stark nachgefragt wird das Programm „Bürgschaft ohne Bank“ (BoB) (siehe Kasten). Dieses Angebot der Bürgschaftsbanken richtet sich an Unternehmer, die aufgrund mangelnder Sicherheiten noch keine Hausbank gefunden haben, die sie in ihrem Existenzgründungsvorhaben unterstützt.

Der Beitrag der Bürgschaftsbanken zur Mittelstandsfinanzierung erreichte 2007 einen neuen Rekordstand. „Insgesamt haben die Bürgschaftsbanken mehr als 1,15 Mil-
liarden Euro Bürgschaften und Garantien als Sicherheiten zur Verfügung gestellt“, erklärt Waltraud Wolf, Vorsitzende des Verbandes Deutscher Bürgschaftsbanken e.V. (VDB). „Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Zuwachs von 4,7 Prozent.“

Elisabeth Hauf

gudrun.bergdolt@handwerk-magazin.de