Lackier- und Karosseriebetrieb Gegen den Wegwerf-Trend: Reparieren macht glücklich

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Ein Schrauber und ein Künstler zu sein, das ist für Heinz Dedich kein Widerspruch. Der Dreifach-Kfz-Meister leitet in Bonn den ältesten Lackier- und Karosseriebetrieb Nordrhein-Westfalens.

Heinz Dedich führt den Lackier- und Karosseriebetrieb H. Dedich GmbH bereits in fünfter Generation.
Heinz Dedich führt den Lackier- und Karosseriebetrieb H. Dedich GmbH bereits in fünfter Generation. - © Rudolf Wichert

Seit nunmehr 126 Jahren besteht der Familienbetrieb in fünfter Generation – immer am gleichen Standort in der Bonner Nordstadt.

„Mein Ururgroßvater hat hier am 4. Februar 1898 angefangen, Pferdekutschen zu bauen und zu lackieren“, zitiert Dedich stolz die Firmenhistorie, deren Ursprünge denen in den wenigen ähnlich alten Branchenbetrieben gleicht. Heute wird alles wieder „in Schuss gebracht“, was Räder hat und Farbe annimmt, vom lädierten Oldtimer auf zwei oder vier Pneus über Autos nach einer Karambolage bis zum Jetboot.

Hobby ist gleich Beruf

Vier Mitarbeitende in der Werkstatt und Ehefrau Claudia im Büro unterstützen den Chef dabei. Der hatte schon als Kind mit Freude an Fahrzeugen he­rumgeschraubt und sagt nun, Hobby und Beruf seien bei ihm deckungsgleich. Die Abwechslung und die Möglichkeit, etwas eigentlich Kaputtes in neuem Glanz erstrahlen zu lassen, sei toll.

Reparieren wird großgeschrieben

„Anders als anders­wo in unserer Wegwerfgesellschaft wird bei uns Reparieren noch großgeschrieben. Daran müssen­ sich neue Mitarbeitende erst gewöhnen.“ Damit spricht Dedich ein Thema an, das ihm Sorgen bereitet: „Ich bilde seit 35 Jahren aus, aber für dieses Ausbildungsjahr habe ich zum ersten Mal keine einzige Bewerbung bekommen! Die Schulen müssen viel mehr auf die Chancen im Handwerk aufmerksam machen.“ Arbeit gebe es genug, die Auftragslage für den Traditionsbetrieb ist sehr gut. Die Karosserie H. Dedich GmbH lebt von ihrer Stammkundschaft und von Versicherungen, die ihr auch komplizierte Schadensfälle anvertrauen.

Lange Geschichte

Überall im Betrieb wird auf dessen lange Geschichte verwiesen: mit Fotos und den Meisterbriefen der Ahnen oder mit alten Blechwerbeschildern beispielsweise. Bei der technischen Ausstattung legt der Chef dagegen Wert auf den aktuellen Standard. Nur so könne man die erforderliche Qualität bei den vielfältigen Arbeiten erlangen. Hinzu komme eine durchaus künstlerische Ader vor allem beim Lackieren und eine gehörige Portion „Gewusst wo“ insbesondere bei der Suche nach möglichst originalen Ersatzteilen für Motoren und Karosserien. Aber all dies scheint ja seit fünf Generationen in der Familie zu liegen ….