Gründen für Frauen, 5. Folge Design-Thinking: Wie Sie mit Experimentieren auf Ihre Geschäftsidee im Handwerk kommen

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Frauen im Handwerk, Geschäftsideen und Gründen für Frauen – Eine Kolumne von Maren Jopen

Sogenannte Design-Thinking-Technologien helfen Handwerkerinnen dabei, sich selbstständig zu machen. Und noch mehr: Das Experimentieren lässt sich aufs gesamte Leben übertragen. Wie? Das erklärt Maren Jopen in ihrer Kolumne.

Mit Design-Thiniking-Techniken auf die zündende Geschäftsidee kommen. - © Philip Steury - stock.adobe.com

Die Welt des Handwerks ist seit jeher ein Ort der Tradition und des Könnens. Doch sie ist auch ein Platz für Innovation und Wandel. Besonders für gründungswillige Frauen bietet das Handwerk heute spannende Chancen, um eigene Ideen zu verwirklichen und erfolgreich zu sein. 

Wenn Frauen zu uns kommen und ihr eigenes Unternehmen gründen möchten, geht es im ersten Schritt darum, eine zukunftsfähige Geschäftsidee auszuarbeiten. Hierfür verwenden wir sogenannte Design-Thinking-Techniken, die auch für Handwerkerinnen, die sich selbstständig machen möchten, sehr empfehlenswert sind. 

Mit Design Thinking zur zündenden Idee

Design Thinking ist eine Methode, die ursprünglich aus dem Designbereich kommt und darauf abzielt, kreative Lösungen für komplexe Probleme zu finden. Dabei wird der Mensch und dessen Bedürfnisse in den Mittelpunkt gestellt. Wir nennen es auch “den Wissenschaftsmodus einschalten”. 

Im Grunde genommen geht es darum, Ideen zu entwickeln, diese schnell zu testen und aus den Ergebnissen zu lernen, um die Ideen weiter zu verbessern.

Auswahl erfolgreicher Design-Thinking-Techniken

  1. Hören Sie auf Ihre Kunden: Verstehen Sie die Bedürfnisse und Wünsche Ihrer Kunden. Sprechen Sie mit ihnen, hören Sie zu und beobachten Sie, welche Herausforderungen sie im Alltag haben. So können Sie Produkte und Dienstleistungen entwickeln, die wirklich gebraucht werden.

  2. Finden Sie heraus, was das Problem ist: Identifizieren Sie genau, welche Probleme Sie lösen möchten. Je klarer das Problem definiert ist, desto gezielter können Sie Lösungen erarbeiten.

  3. Sammeln Sie viele Ideen: Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf und entwickeln Sie so viele Ideen wie möglich. Denken Sie dabei auch an ungewöhnliche und unkonventionelle Ansätze.

  4. Basteln Sie ein einfaches Modell, einen sogenannten Prototyp: Setzen Sie Ihre Ideen in einfache, greifbare Modelle um. Diese Prototypen müssen nicht perfekt sein – sie dienen dazu, Ihre Ideen zu visualisieren und erste Rückmeldungen zu bekommen.

  5. Fragen Sie nach Meinungen: Testen Sie Ihre Prototypen bei potenziellen Kunden und holen Sie sich Feedback ein. Nutzen Sie diese Rückmeldungen, um Ihre Ideen weiter zu verfeinern und zu verbessern.

  6. Überarbeiten Sie Ihre Ideen: Wiederholen Sie den Prozess so oft wie nötig. Verfeinern und verbessern Sie Ihre Ideen kontinuierlich, bis Sie eine Lösung gefunden haben, die funktioniert und begeistert.

Indem Sie Design Thinking in Ihren Gründungsprozess integrieren, schaffen Sie eine flexible und anpassungsfähige Grundlage für Ihr Unternehmen. Sie lernen, auf Veränderungen und Herausforderungen schnell zu reagieren und innovative Lösungen zu entwickeln. Dies kann Ihnen helfen, sich in einem wettbewerbsintensiven Markt durchzusetzen und erfolgreich zu sein.

Design Thinking im eigenen Leben verankern

Wir können diese Perspektive noch erweitern. Wie wäre es, diesen Wissenschaftsmodus auch im eigenen Leben einzuschalten? Wie wäre es, wenn wir aufhören würden, tage-, monate- oder gar jahrelang eine Fragestellung in unserem Kopf zu wälzen und nach Antworten zu suchen? Wie wäre es, wenn wir, nachdem wir das Ganze einmal vernünftig durchdacht und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet haben, einfach ausprobieren? Konkrete Beispiele aus meinem Leben finden Sie unten.

Ganz besonders spannend dabei finde ich den Gedanken aus dem Buch „Mach, was du willst: Design Thinking fürs Leben“: Was wäre, wenn es gar nicht „das eine perfekte Leben“ für uns gibt? Was wäre, wenn es ganz unterschiedliche Leben gibt, die wir glücklich und produktiv führen können? Wenn wir alle mehr als ein Leben in uns haben? Was für eine Entlastung! Wir müssen nicht nach dem heiligen Gral suchen („Was will ich eigentlich?!“), sondern wir dürfen uns ausprobieren, Lebensentwürfe testen, möglicherweise verwerfen, ändern, was auch immer.

Beispiele für Experimentieren als Lebenshaltung

Unser letztes großes Familien-Experiment war: „Wollen wir in Seenähe dorfähnlich leben?“ Dazu gab es unterschiedliche Prognosen. Wir sind den Schritt gegangen und können diese Frage nun alle vier mit einem ganz klaren „Ja, und ob!“ beantworten. Ein weiteres Experiment vor fünf Jahren war: Wäre es nicht großartig, mit unseren kleinen Kindern länger durch die Welt zu reisen? Auch wenn ich die Zeit mit meiner Familie sehr genossen habe, merkte ich nach vier Monaten in Südostasien: eigentlich reichte es mir und ich erwischte mich gelegentlich dabei, (heimlich) die Tage zu zählen, um nach sechs Monaten erleichtert zurück nach Hause zu kommen.

Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr fällt mir auf: mein ganzes Leben besteht aus aneinandergereihten Experimenten. Teilweise auch mit schmerzhaftem Ausgang, wenn andere Menschen involviert sind, die den Verlauf des Experiments anders bewerten und andere Schlüsse als ich ziehen. Auch das gehört dazu. Und gleichzeitig ist es für mich der Schlüssel zu einem erfüllten, reichen und authentischen Leben.

Mehr über unsere Arbeit erfahren Sie unter jopenau.de oder schreiben Sie mir gerne eine Mail an maren.jopen@jopenau.de

Über die Autorin Maren Jopen:

2010 hat Maren Jopen ihre Festanstellung an den Nagel gehängt und das erste Mal gegründet: Gemeinsam mit ihrem Vater hat sie ein erfolgreiches Sozialunternehmen aufgebaut. Sie haben Strafgefangenen beigebracht, nach der Haft ein eigenes Unternehmen zu gründen. Mit großem Erfolg. 

Mittlerweile begleitet sie mit ihrer Beratung Jopenau Frauen auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Zumeist sind das Frauen, die sich in ihrer Arbeit mehr Selbstbestimmung, Freiheit und Gestaltungsmöglichkeiten wünschen, aber nicht so richtig wissen, wie sie eine Selbstständigkeit angehen sollen.