Zukunftstrends Handwerkersoftware: Diese Technologien sollten Chefs im Auge behalten

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Cloud Computing Software, Digitalisierung, IT-Trends und Künstliche Intelligenz (KI, AI)

Um den Generationswechsel und den Fachkräftemangel zu meistern, rücken auch im Handwerk Technologien in den Fokus. Michael Kessler, Gründer und Geschäftsführer beim Software-Anbieter Hero, zeigt die zukunftsweisenden Megatrends auf. Von Internet der Dinge bis künstlicher Intelligenz: Handwerkersoftware ist nicht mehr wegzudenken.

Technologien werden auch im Alltag der Handwerksbetriebe immer wichtiger. (Bild mit Künstlicher Intelligenz generiert) - © JK_kyoto - stock.adobe.com

In den kommenden Jahren wird die Digitalisierung der Handwerksbetriebe in Deutschland weiter voranschreiten. Dabei spielen zwei wesentliche Faktoren eine Rolle: der Fachkräftemangel sowie ein Generationenwechsel bei den Handwerksunternehmer:

  • Jüngere Generationen, die sogenannten Digital Natives, nutzen viele Technologien bereits viel selbstverständlicher. Zwangsläufig werden ihre Gewohnheiten auch Einzug in das Handwerk halten, wenn sie Betriebe gründen oder übernehmen.
  • Angesichts des Fachkräfte- und Nachwuchsmangels wird das Handwerk auf Digitalisierung angewiesen sein, um mit weniger Fachkräften alle Aufgaben zu stemmen.

Bis zur umfassenden, professionellen Digitalisierung des gesamten Handwerks sind aber noch ein paar Schritte zu gehen. Zunächst müssen eine Vielzahl an Digitalisierungsstandards, die in anderen Branchen bereits gängig sind, erstmal erreicht werden, bevor viele der oben genannten Technologien wirklich Anwendung im Handwerk finden. Zumal nicht alle Technologien sich über alle Gewerke hinweg flächendeckend durchsetzen werden. Michael Kessler, Gründer und Geschäftsführer beim Software-Anbieter Hero, nennt die größten sechs Trends.

1. Cloudsoftware

Einer der wichtigsten Trends ist die Cloud. Sie ist im Kontext der Zukunft von Handwerkersoftware nicht mehr wegzudenken, hat sie sich doch bereits in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen fest verankert. Nahezu jeder Bundesbürger nutzt tagtäglich cloudbasierte Software – angefangen bei der Speicherung von privaten Daten wie Fotos bis hin zur indirekten Nutzung durch Smartphone-Apps, die ihren Service auf Basis von Cloudtechnologie bereitstellen. Auch für den geschäftlichen Einsatz im Handwerk bieten Cloudlösungen viele Vorteile gegenüber lokalen, eigenen Servern: höhere Datensicherheit, bessere Performance dank erhöhter Datenverfügbarkeit, kein IT-Administrationsaufwand mehr, einfache Skalierbarkeit, keine Kosten mehr für Hardwareinvestitionen, schnelle und günstige Implementierung neuer Applikationen sowie geräte-, zeit- und ortsunabhängiger Zugriff auf alle Daten und Anwendungen.

2. Software-Integration

Softwareintegrationen werden zukünftig eine immer größere Rolle in der Weiterentwicklung von cloudbasierter Handwerkersoftware spielen. Dabei handelt es sich um das Zusammenführen diverser Software-Teilsysteme, um ein integriertes System für Datenanalyse, Berichterstattung und andere geschäftliche Prozesse zu schaffen. Softwareintegrationen bieten ein enormes Potenzial für Handwerksbetriebe. Insbesondere vor dem Hintergrund der Vermeidung von Datensilos und doppelter Arbeitsprozesse.

So bieten cloudbasierte Lösungen die Möglichkeit, der Verknüpfung von Handwerkersoftware mit spezifischen Lösungen. Ein Beispiel wäre eine Photovoltaik (PV)-Planungssoftware, die in die Betriebssoftware integriert ist und so die einfache Planung und Abwicklung von Projekten für Solarteure ermöglicht. Zukünftig werden die wirklich wichtigen, dominanten und auch spezifischen Lösungen durch Schnittstellen und Integrationen enger zusammenrücken.

3. Automatisierung

Die Handwerkersoftware der Zukunft wird noch stärker auf Automatisierungen von bestimmten Prozessen setzen. Die Vorteile dafür liegen auf der Hand: Insbesondere simple, immer wiederkehrende Tätigkeiten lassen sich automatisieren und damit der Verwaltungsaufwand erheblich minimieren. Ein Beispiel dafür, wie Handwerker mit Betriebssoftware einfache, wiederkehrende Aufgaben automatisieren können, um Zeit zu sparen, ist die automatisierte Anlage von Kundenprofilen. So werden Kunden, die über das Webseitenkontaktformular eine Anfrage stellen, automatisch als Kunde in der Handwerkersoftware angelegt. Die zeitaufwendige manuelle Eingabe von Daten entfällt damit.

Auch die Automatisierung von Rechnungsstellung und Zahlungserinnerungen ist ein Beispiel. Mit der richtigen Software können Handwerker ihre Rechnungsvorlagen erstellen und so einstellen, dass sie automatisch nach Abschluss eines Auftrags versendet werden. Darüber hinaus können sie automatische Zahlungserinnerungen einrichten, die an Kunden verschickt werden, wenn Rechnungen überfällig sind. Durch diese Automatisierung sparen Handwerker Zeit, die sie sonst für manuelle Erstellung und Verfolgung von Rechnungen aufwenden müssten, und können sich stattdessen auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren. Das Zeiteinsparungspotenzial mittels Prozessautomatisierung ist groß. Bisher wird dies jedoch vielfach von Handwerkern nicht bedacht. Dabei lässt sich praktisch jede einfache Tätigkeit oder Prozess mit der richtigen Software mittlerweile automatisieren.

4. Künstliche Intelligenz (KI)

Künstliche Intelligenz hat in den vergangen zwei Jahren durch generative KI wie ChatGPT nochmal deutlich an Bedeutung gewonnen. Im Kontext von Handwerkerbetriebssoftware hält sie vor allem für die Sachbearbeitung Vorteile bereit und findet dort bisher auch am ehesten Anwendung. Sie eignet sich beispielsweise hervorragend für die Angebotserstellung sowie für die Beantwortung von Service- und Wartungsanfragen. Eine aktuelle Untersuchung des Fraunhofer-Instituts stellt jedoch fest, dass KI-Anwendungen in vielen Handwerksbetrieben noch keine Rolle spielen und der Einsatz maßgeblich vom Digitalisierungsgrad des Betriebs abhängig ist.

Zukünftig wird KI aber über das Thema Sachbearbeitung hinausgehen. Eine gemeinsame Studie der Kompetenzplattform KI.NRW und des Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS hat insgesamt 22 Anwendungsfälle von KI in Handwerksbetrieben bewertet. Sechs davon wurden von den Studienmachern als besonders wertvolle Anwendungsfälle für Handwerksbetriebe identifiziert. Diese sechs Szenarien teilen sich gleichermaßen auf Bilderkennung und -verständnis sowie Datenanalyse und Prognose auf.

Ein konkretes Beispiel für den Einsatz von Bilderkennungsalgorithmen ist zum Beispiel der Einsatz auf Baustellen, um Handwerkern bei der Diagnose von Problemen zu unterstützen. Beispielsweise könnte ein Handwerker zukünftig eine Smartphone-App verwenden, um ein Foto eines defekten Teils oder einer beschädigten Struktur aufzunehmen. Die KI in der Software könnte dann das Bild analysieren, das Problem identifizieren und dem Handwerker mögliche Lösungen oder Reparaturvorschläge anzeigen. KI-basierte Datenanalysen und Prognosen könnten zukünftig Anwendung bei Wartungsvoraussagen finden.

5. Virtual & Augmented Reality

Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) bieten Handwerksbetrieben einige Anwendungsmöglichkeiten, sowohl gegenwärtig als auch zukünftig. Dabei sei jedoch gesagt, dass dies nicht für alle Gewerke Sinn macht und die beiden Technologien Potenziale heben können, aber nicht zwangsläufig genutzt werden müssen, um zukunftsfähig zu sein. VR bietet den meisten Mehrwert im Kontext von Training und der Schulung von Mitarbeiter, indem es sichere virtuelle Umgebungen bietet, in denen sie praktische Erfahrungen sammeln können, ohne reale Materialien zu verwenden.

Auch erfahrene Handwerker können ihre Fähigkeiten durch Simulationen in VR verbessern. AR hingegen kann der Fehlervermeidung und Qualitätssicherung dienen, indem Handwerkern während des Bauprozesses Anleitungen und Diagramme direkt auf der Baustelle angezeigt werden. Dadurch können Fehler vermieden und die Qualität der Arbeit verbessert werden. Aber auch für Ferndiagnosen, Wartung und Reparatur kann AR nützlich sein. Handwerker können mittels AR Anleitungen und Anweisungen direkt auf die zu wartenden oder zu reparierenden Geräte oder Maschinen projizieren. Dies kann die Effizienz bei Wartungsarbeiten verbessern und die Ausfallzeiten reduzieren.

6. Internet der Dinge

Das Internet der Dinge (IoT) bezieht sich auf die Vernetzung von physischen Geräten und Gegenständen, die über das Internet miteinander kommunizieren und Daten austauschen. Diese Geräte sind meist mit Sensoren, Software und anderen Technologien ausgestattet, die es ihnen ermöglichen, Informationen zu sammeln, zu analysieren und darauf zu reagieren. Im Kontext des Handwerks steht IoT insbesondere in Zusammenhang mit Wartungsvoraussagen. So können IoT-Geräte den Zustand von Maschinen, Geräten oder Anlagen in Echtzeit überwachen. Durch die kontinuierliche Erfassung von Daten wie Temperatur, Druck, Vibrationen oder Betriebsstunden können diese Geräte Anomalien oder Verschleißerscheinungen frühzeitig erkennen.

Hier findet sich auch eine Schnittstelle zu KI: Denn indem IoT-Geräte Daten sammeln und analysieren, können sie Muster identifizieren und prädiktive Analysen durchführen, um zukünftige Wartungsbedarfe vorherzusagen. Als konkrete Anwendungsfälle lassen sich Kopplungen von Wärmepumpen und Solaranlagen nennen. Ein IoT-gestütztes Wartungssystem kann eine Lösung für Energieeffizienz und Wartung von Gebäudesystemen darstellen. Auch hier gilt: Nicht für alle Gewerke macht die Nutzung von IoT Sinn und die Technologie wird im Vergleich zur Cloudtechnologie nicht flächendeckend Anwendung finden.