Geldanlage Depots selbst verwalten: 3 große Fehler der Privatinvestoren

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Viele Neuinvestoren verwalten ihre Depots zunächst in Eigenregie – und machen damit auch gute Erfahrungen. Doch mit steigendem Einkommen und wachsendem Vermögen werden die Anforderungen an die Kapitalanlage größer und die Herausforderungen komplexer. Wer teure Fehlentscheidungen vermeiden möchte, ist gut beraten, wenn er sich an die folgenden drei Regeln hält.

Fehler vermeiden bei der Geldanlage - so schützen Sie Ihr Geld.
Fehler vermeiden bei Depots so schützen Sie Ihr Geld. - © envfx - stock.adobe.com

Gleich vorweg: Es ist kein Fehler, eigene Erfahrungen bei der Kapitalanlage zu sammeln. Ganz im Gegenteil: Die Börse ist ein spannendes Lernfeld. Und es macht wirklich Spaß, sich mit den Zusammenhängen und Entwicklungen zu befassen. Immerhin 12,3 Millionen Anlegerinnen und Anleger besitzen Aktien, Aktienfonds oder ETFs, meldet das Deutsche Aktieninstitut (DAI). Aber: Es wäre ein Fehler, das Abenteuer Börse im Vorfeld nicht gut durchdacht zu haben. Jeder Investor sollte für sich klar definieren:

  1. Welche Rendite möchte er erzielen?

  2. Wie sicher möchte er sein Vermögen angelegen?

  3. Wie viele Jahre steht ihm das Geld für die Kapitalanlage zur Verfügung?

  4. Wie intensiv möchte sich der Anleger um seine Investments kümmern?

Das sind die Basisüberlegungen vor einem Investment, die jeder Anleger für sich beantworten sollte. Hinzu kommen individuelle Anlagekriterien. So etwa der Wunsch nach Nachhaltigkeit oder Ausschluss bestimmter Branchen oder Länder. 

Die richtige Wahl treffen

Mit diesen Überlegungen steht meist der Investmentrahmen, der das Anlageuniversum für den Anleger definiert. Dann geht es um die Auswahl der Aktien, Fonds, Anleihen oder anderer Anlageklassen. Ziel sollte es sein, eine gute Risikostreuung im Depot zu erreichen. Wer mit kleinen Beträgen anfängt, und beispielsweise nur einen ETF oder aktiv gemanagten Fonds kaufen möchte, kann das gut alleine schaffen. Wer größere Vermögen hat, muss komplexere Überlegungen anstellen. Dann kann ein erfahrener Anlage- oder Vermögensberater gute Dienste leisten.

"Doch unabhängig von der Vermögenshöhe gelten drei Regeln, die alle Investoren beachten sollten", erklärt Lukas Schneider, Niederlassungsleiter Deutschland & Vice President vom Vermögensverwalter Dimensional Fund Advisors.

Erster großer Fehler bei Depots: Timing

"Wer einen Abschwung am Aktienmarkt befürchtet, gerät schnell in Versuchung, sein Aktienportfolio einfach aufzulösen, um Verlusten vorzubeugen. Vorhersagen, in welche Richtung sich die Märkte bewegen, und Prognosen zum richtigen Zeitpunkt für Käufe und Verkäufe sind jedoch nichts anderes als ein Ratespiel. Tatsächlich drohen Anlegern unter Umständen deutliche Vermögenseinbußen, wenn sie nur eine kurze Phase hoher Kursgewinne verpassen", erklärt Lukas Schneider.

Das veranschaulicht das nachstehende Diagramm. "Aus einer hypothetischen Anlage in den MSCI World Index, einer diversifizierten Aktien-Benchmark, von 1.000 Euro wären über einen zehnjährigen Anlagehorizont von 2014 bis Ende Dezember 2023 exakt 2.847 Euro geworden. Was aber, wenn Sie Ihr Portfolio zum falschen Zeitpunkt aufgelöst hätten? Wenn Sie die beste Woche, den besten Monat, die besten drei oder die besten sechs Monate verpasst hätten? Dann wäre Ihr Portfolio am Ende deutlich weniger wert gewesen.

Verliere ich Geld, wenn mein Timing nicht gut ist?

© Dimensional Fund Advisors

Zur Erklärung der Grafik: Das Datum der besten Performance entspricht dem Ende des Zeitraums (30. März 2020 für die beste Woche; 14. April 2020 für den besten Monat; 18. Juni 2020 für die besten drei Monate; und 15. September 2020 für die besten sechs Monate). Die Rechenbeispiele für „verpasste aufeinander folgende Spitzentage“ beruhen auf einem hypothetischen Portfolio, das am Ende des Vortags vor den jeweiligen aufeinander folgenden Spitzentagen vollständig aufgelöst wird; am Ende dieses Zeitraums werden die Barmittel jeweils erneut vollständig in den MSCI World Index (Nettodiv., Euro) investiert. Die Angaben zum Wachstum von 1.000 Euro sind rein hypothetisch; sie setzen die Wiederanlage von Erträgen und keine Transaktionskosten oder Steuern voraus. Die Daten dienen nur zur Veranschaulichung und sind kein Richtwert für eine bestimmte Anlage. MSCI-Daten © MSCI 2024, alle Rechte bei Dimensional Fund Advisors.

"Anstatt sich an Vorhersagen von Kursauf- und abschwüngen zu versuchen, können Anleger ihr Portfolio global diversifizieren. Wenn sie dann einfach an ihrem Portfolio festhalten, können sie Renditen abschöpfen, wann und wo auch immer sie auftreten", fasst Schneider zusammen.

Zweiter großer Fehler bei Depots: den Schlagzeilen folgen

"Kursrekorde und mediale Aufmerksamkeit können bestimmte Aktien besonders begehrt machen – so zum Beispiel die als Magnificent 7 bekannten großen US-Technologieunternehmen Alphabet, Amazon, Apple, Meta Platforms, Microsoft, NVIDIA und Tesla, die viele Anleger deshalb in ihrem Portfolio übergewichten", erklärt Schneider. Wie jedoch die nachstehende Grafik zeige, können viele Aktien ihr hohes Wertwachstum nicht beibehalten, wenn sie erst einmal in die Top 10 der größten US-Aktien aufgestiegen sind. Im Durchschnitt werfen Aktien, die den Markt auf dem Weg in die Top 10 abhängen konnten, nach Erreichen dieses Ziels keine Mehrrenditen mehr ab.

Verliere ich Geld, wenn ich die 'magnificent 7' nicht in meinen Depots habe?
© Dimensional Fund Advisors

Zur Erklärung der Grafik sagt Lukas Schneider: "Ein Balkendiagramm, das die durchschnittliche annualisierte prozentuale Mehr- und Minderrendite von Aktien 10, 5 und 3 Jahre vor sowie 3, 5 und 10 Jahre nach ihrem Aufstieg in die Top 10 der größten Unternehmen anzeigt. 10 Jahre zuvor beträgt das Plus 11,8%. 5 Jahre zuvor beträgt das Plus 20,0%. 3 Jahre zuvor beträgt das Plus 27,2%. 3 Jahre danach beträgt das Plus 0,5%. 5 Jahre danach beträgt das Minus 0,9%. 10 Jahre danach beträgt das Minus 1,5%."

Die Lehren aus diesem Ergebnis: "Anstatt eine Handvoll Aktien zu kaufen, die in der Vergangenheit den Markt dominiert haben, können Anleger einfach in zahlreiche Aktien investieren, zum Beispiel über einen Fond oder einen ETF. Durch eine globale, markt- und sektorübergreifende Diversifizierung kann das Gesamtrisiko eines Portfolios reduziert werden; gleichzeitig können Anleger so das Renditepotenzial zukünftiger Spitzenunternehmen ausschöpfen", rät Finanzexperte Schneider

Dritter großer Fehler bei Depots: Investieren nach dem Rückspiegelprinzip

Bei der Auswahl eines Fonds orientieren sich Anleger häufig an der Wertentwicklung der Vergangenheit. Sie hoffen, dass die Spitzenfonds von heute auch die Spitzenfonds von morgen sein werden. "Die Frage ist: Gelingt ihnen das?", überlegt Schneider. "Tatsächlich zeigen Untersuchungen, dass die meisten Fonds, die in einem 5-Jahreszeitraum zu den besten 25 % am Markt gehörten, diese Position in den darauf folgenden fünf Jahren nicht verteidigen konnten. Nur etwa jeder fünfte Aktienfonds hielt sich in der Spitzengruppe. Und unter den Anleihenfonds war es nur rund jeder dritte. Die Lehre daraus: Die Wertentwicklung der Vergangenheit verrät wenig über die künftigen Renditen eines Fonds", so Schneider.

Verliere ich Geld, wenn ich mich an der Wertentwicklung der Vergangenheit orientiere?

© Dimansional Fund Advisors

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Wer seine Anlageentscheidung an vergangenen Erfolgen orientiert, verpasst also mit großer Wahrscheinlichkeit die 'Erfolgsgeschichten von morgen'. "Wenn Sie die oben genannten Fehler vermeiden, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Sie Ihre langfristigen Ziele erreichen", macht Schneider Mut für das Abenteuer Börse.

Zur Person

Lukas Schneider ist Niederlassungsleiter Deutschland & Vice President von Dimensional Fonds Advisors. Das Unternehmen wurde im Jahr 1981 gegründet und befasst sich seither mit der Umsetzung von wissenschaftlichen Forschungsergebnissen in praktische Anlagelösungen. Der Vermögensverwalter arbeitet nach eigenen Angaben prognosefrei. Der Grund: Die Finanzwissenschaft habe belegt, dass Märkte informationseffizient sind, man könne sie nicht austricksen. Vielmehr gehe es darum, mit einer breit gestreuten Anlage, kombiniert mit Faktorprämien, langfristig ein Mehrwert erreichen.