Spezialisierung und Fokussierung CNC-Bearbeitung: So setzen sich auch kleinere Betriebe im Wettbewerb durch

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Der Kampf um Marktanteile im CNC-Bereich gleicht einer David-gegen-Goliath-Situation. Doch während die kleinen den großen Betrieben auf den ersten Blick unterlegen scheinen, können sie tatsächlich durch ihre natürlichen Stärken glänzen – wenn sie diese richtig nutzen.

Kleinere CNC-Betriebe können sich auf anspruchsvolle Bauteile fokussieren. - © Kadmy - stock.adobe.com

Kleine CNC-Betriebe im Handwerk sehen sich gigantischen Konzernen gegenüber, die mit ihrer finanziellen Macht und technologischen Überlegenheit scheinbar unaufhaltbar sind. Doch immer häufiger schaffen es kleine CNC-Betriebe, innovative Strategien zu entwickeln, um ihre Nischen zu finden oder sogar um die großen Konzerne in speziellen Segmenten auszustechen. Wie genau machen sie das? Was sind ihre Geheimnisse?

"Es geht nicht nur um den Einsatz moderner Maschinen und hoher Kapitalfluss, sondern es geht um Agilität, Kundennähe und die Fähigkeit, schnell auf Marktanforderungen reagieren zu können", erklärt Julian Jehn, Gründer und Geschäftsführer beim Recruiting-Dienstleister Jehn & Peters. Wie kleine CNC-Betriebe diese Eigenschaften stärker ausspielen können, um im Wettbewerb mit den großen Playern nicht nur zu bestehen, sondern auch zu florieren, zeigt er anhand von fünf Punkten:

1. Experte für eine Fertigungsart

Spezielle Fertigungsarten sind der große Trumpf von kleinen CNC-Betrieben, denn sie erlauben ihnen ein neues Maß an Detailtreue und Präzision. Dabei zeichnet viele Betriebe bereits aus, dass sie relativ geringe Stückzahlen, aber dafür sehr anspruchsvolle und raffinierte Bauteile mit hoher Genauigkeit fertigen. Gerade die Luft- und Raumfahrt, die Medizintechnik oder der Sondermaschinenbau wissen die hohe Genauigkeit für ihre anspruchsvollen Bauteile zu schätzen, denn in diesen Branchen kommt es auf Qualität und Spezifikationen der Produkte an.

Große Konzerne dagegen können diese Präzision meist nicht leisten. Zu groß sind die Stückzahlen, zu lang die Fertigungsstraßen. So müssen sie sich bei hochkomplexen Bauteilen kleinen CNC-Betrieben geschlagen geben.

2. Flexibilität als Aushängeschild

Großkonzernen mangelt es häufig an Flexibilität. Lange, starre Fertigungsstraßen für einzelne Bauteile oder Baugruppen rauben ihnen ihre Agilität. Anders sieht es bei kleinen CNC-Betrieben aus: Flexibilität ist ihre Stärke. Zügig passen sie sich an die dynamischen Marktanforderungen an. Im Handumdrehen verbessern sie ihre Fertigungsstraßen und Maschinenparks, um kleine Stückzahlen innerhalb kürzester Zeit produzieren zu können. Umso besser können die "Small Player" auf Kundenwünsche reagieren.

3. Effizienz durch Automatisierung

Automatisierung ist in kleinen CNC-Betrieben Gold wert. Denn je höher der Automatisierungsgrad, desto höher die Effizienz. Insbesondere im Materiallager, in der Werkzeugausgabe, bei den Verbrauchsgütern oder beim Materialeinkauf zahlt sich die Produktivität aus. Einfache manuelle Aufgaben führen künftig Maschinen aus. Einfache Büroarbeit erledigt die Automatisierungssoftware. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch noch Fehltritte. Die Fehlerquote hält sich in Grenzen. Umso mehr Energie stecken die Mitarbeiter in ihre Hauptaufgaben und setzen sich langfristig gegen die große Konkurrenz durch.

4. Kundenprozesse automatisieren

Automatisierung lohnt sich auch bei Kundenprozessen – von der Auftragsabwicklung über das Angebot bis hin zur Warenauslieferung. Zahlreiche Prozesse fallen bei nahezu jedem Kunden an. Genau diese Abläufe gilt es zu standardisieren und automatisieren. Manuelle Schritte übernehmen künftig automatische Prozesse, wodurch Budget und Ressourcen geschont werden. Gleichzeitig sinkt so die Fehlerquote. Zudem ist ein automatisierter CNC-Betrieb leichter skalierbar. Die Waren werden schneller und zuverlässiger ausgeliefert, was sich positiv auf Kundenzufriedenheit und Kundenbindung auswirkt. Wichtig ist im Rahmen der Automatisierung und Standardisierung von Kundenprozessen, dass man keine Kunden annimmt, die von diesen standardisierten Prozessen abweichen. Nur bei großer Nachfrage lohnen sich Ausnahmen.

5. Die richtigen Mitarbeiter auswählen

In kleinen CNC-Betrieben kommt es auf das Personalmanagement an. Dafür sind schwere Entscheidungen zu fällen, wie zum Beispiel Entlassungen. Nicht selten müssen sie sich von sogenannten C-Mitarbeitern trennen, um Kosten zu sparen. Denn nicht selten leisten zwei A- oder B-Mitarbeiter mehr als drei C-Mitarbeiter für denselben Lohn. Gut für die Unternehmenskultur sind die Personaländerungen ebenfalls. Die Motivation steigt, das Arbeitsklima floriert. Und je besser Motivation und Arbeitsklima, desto mehr Top-Talente ziehen die Betriebe in Zukunft an. Umsetzen lässt sich diese Personalpolitik allerdings nur, falls der Markt genug qualifizierte Bewerber hergibt.