Franchise: Mit System die Zukunft sichern

Ein erprobtes Geschäftskonzept mit einem festen Kundenstamm – trotz guter Startchancen ist die Übernahme eines Franchise-Betriebs kein Selbstläufer. Gefragt sind vor allem Verkäuferqualitäten.

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    Jürgen Köpping (re.) ist schon lange Franchise-Partner bei Plameco, seit sich sein Sohn Björn um die Akquise kümmert, läuft das Geschäft hervorragend.
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    © Chart: handwerk magazin
    Zwölf Prozent der am Markt tätigen Systeme bieten Einstiegschancen für Nachfolger aus dem Handwerk.
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    „Beim Einstieg in einen Franchise-Betrieb profitiert der Übernehmer doppelt.“ Torben Leif Brodersen, ­Geschäftsführer beim Deutschen Franchise-Verband in Berlin.

Direkt nach der Wende 1991 wurde Tischlermeister Jürgen Köpping Franchise-Partner von Plameco. „Wir starteten 1989 in einer Garage und suchten dann eine Ergänzung für die Tischlerei“, sagt er. Seit 2004 arbeiten sein Sohn Björn und seine Schwiegertochter mit in seinem 14-Mann-Betrieb. „Björn ist Verkäufer aus Leidenschaft, er holt die Arbeit ran“, sagt der 62-Jährige anerkennend. Seit sich sein Sohn hauptsächlich um neue Aufträge für Plameco bei Privatkunden kümmert, läuft das Geschäft rund um die Spanndecken hervorragend. Daraus ergeben sich auch immer wieder Aufträge für die Tischlerei. Auch wenn Plameco und die Tischlerei Köpping nicht getrennt firmieren, rein rechnerisch wissen Vater und Sohn genau, dass die Plameco-Spanndecken inzwischen 75 Prozent des Umsatzes ausmachen.

Nachfolger dringend gesucht

Ob Sohn mit Schwiegertocher wie bei Köppings im sächsischen Schönteichen oder andernorts Mitarbeiter in die Franchise-Fußstapfen treten: Auch in der Franchise-Wirtschaft sind Neugründer inzwischen Mangelware, so Torben Leif Brodersen, Geschäftsführer des Deutschen Franchise-Verbands (DFV) in Berlin: „In wirtschaftlich stabilen Zeiten ziehen gut Ausgebildete einen sicheren Job einer Selbständigkeit vor.“ Laut einer DFV-Umfrage von Ende 2013 gaben 60 Prozent seiner Verbandsmitglieder an, dass sie unter anderem wegen fehlender Unternehmensgründer und Nachfolger ihre Expansionsziele nicht erreichen konnten. Dabei profitieren Einsteiger in einen bestehenden Franchise-Betrieb sogar doppelt: „Zusätzlich zum erprobten Geschäftskonzept übernimmt der Nachfolger auch einen Betrieb mit bereits bestehenden Kundenbeziehungen.“

Vorhandenes Wissen nutzen

Was noch lange nicht heißen muss, dass die Übernahme eines bestehenden Franchise-Betriebs ein Selbstläufer ist. „Die Erfahrungen der Franchise-Zentrale sind fundiert und wir profitieren“, sagt Tischlermeister Köpping, „Aber man muss auch bereit sein, das Wissen anzunehmen und es umsetzen zu wollen.“ Von den in Deutschland aktuell 994 aktiven Franchise-Systemen mit rund 76 000 Franchise-Nehmern und 62,8 Milliarden Euro Umsatz zählen laut Deutschem Franchise-Verband 116 Systeme zum Handwerk (siehe Chart linke Seite). Bei den handwerklichen Systemanbietern liegen die Schwerpunkte auf den Bereichen Sanierung, Wartung und Renovierung.

Franchise-Anwalt Thomas Doeser in Tübingen ist vom Einstieg eines Unternehmerkinds oder Mitarbeiters in einen bestehenden Franchise-Betrieb zwar überzeugt. Allerdings sollte der Nachfolger sehr genau prüfen, ob das System zu ihm passt, und gegebenenfalls auch weitere Franchise-Partner nach ihren Erfahrungen fragen. „Und dann“, so Doeser, „muss auch der Franchise-Geber sein Okay geben, weil der Nachfolger ja neuer Vertragspartner wird.“ Bei den Köppings hat all das bislang wunderbar geklappt: „Für uns als Familienbetrieb war der Einstieg der Kinder eine ganz wichtige Entscheidung“, sagt Jürgen Köpping, „denn so können sie sich eine Zukunft aufbauen.“