Pünktlich zur Wahl entdecken die Parteien den Mittelstand. Doch was ist dran an den Versprechungen? Wer hat die besten Konzepte? handwerk magazin hat für Sie nachgefragt und bewertet.
Die beste Partei fürs Handwerk
Mit den Plänen zur Wiedereinführung der Vermögensteuer haben SPD, Grüne und Linke nach Meinung von Holger Schwannecke, „eine rote Linie überschritten“. Weil die Vermögenssteuer auch dann anfällt, wenn ein Betrieb keine Gewinne erwirtschaftet, sieht der Generalsekretär beim „Zentralverband des Deutschen Handwerks“ in Berlin die Substanz der Betriebe in Gefahr. „Alles zielt darauf ab, die Leistungsträger der Gesellschaft im Dienste der Umverteilung abzuschöpfen“, erklärte er beim Tag des Handwerks in Paderborn-Lippe.
Linke kritisiert Rundfunkbeiträge
So nachvollziehbar die Kritik an einzelnen Inhalten der Parteiprogramme in diesem Fall ist, wer die Positionen des Handwerks mit den Parteiplänen abgleicht, findet häufig dort eine Übereinstimmung, wo er sie gar nicht erwartet. Ein gutes Beispiel dafür sind die Linken: So plädiert Vorstandsmitglied und Elektromechaniker Klaus Ernst (Seite 15) zwar für einen flächendeckenden Mindestlohn von zehn Euro, den die Handwerksorganisation strikt ablehnt. Dafür beziehen die Linken bei einem anderen, für die Alltagspraxis der Unternehmen sehr wichtigen Thema nahezu als einzige Partei klar Stellung: „Der neue Rundfunkbeitrag ist sozial ungerecht, datenschutzrechtlich unzulässig und mittelstandsfeindlich.“
Grüne wollen Frauenquote
Auch von den Grünen erhält das Handwerk in einer von den Unternehmerfrauen (UFH) engagiert geführten Debatte Schützenhilfe: „Die Vorabbezahlung der Sozialversicherungsbeiträge bedeutet einen doppelten bürokratischen Aufwand und kostet die Unternehmen Liquidität.“ Außer der FDP hat von den anderen Parteien offenbar keine erkannt, wie belastend die Entkoppelung der Sozialbeiträge von den Lohnzahlungen in der Praxis tatsächlich ist. Dafür klaffen Parteiprogramm und UFH-Forderung beim Thema Frauenquote auseinander: Während Bäckerin Monika Lazar von den Grünen für die Quote votiert (siehe links), halten die UFH-Vertreterinnen diesen Weg für falsch, um Frauen in der Privatwirtschaft zu fördern.
Wie die Umfragen auf handwerk-magazin.de zeigen, sehen über 80 Prozent der Teilnehmer im Bereich Ausbildung Handlungsbedarf, auch Maßnahmen zu Ausbau und Modernisierung der Verkehrsnetze finden im Handwerk große Zustimmung.
FDP mit den meisten Pluspunkten
Damit jeder Unternehmer am 22. September das Kreuz an der für ihn richtigen Stelle setzen kann, hat das Redaktionsteam mit der Wahlhilfe im Internet eine besondere handwerksspezifische Entscheidungshilfe entwickelt. Wer unabhängig von seiner eigenen Meinung wissen möchte, welches Parteiprogramm die größte Übereinstimmung zu den Forderungen des Handwerks aufweist, kann die Antworten der Parteien und die Bewertung aus Handwerkssicht auf diesen Seiten nachlesen: Mit 13 von 15 positiv für das Handwerk bewerteten Antworten rangiert die FDP recht einsam an der Spitze, auf Platz zwei folgt mit deutlichem Abstand die Linke – noch klar vor der aktuellen Regierungspartei CDU.