Alles aus einer Hand

Fuhrpark | Firmenautos unterschiedlicher Marken sind im Handwerksbetrieb die Regel. Das macht die Beschaffung nicht einfach. Doch auch hier gibt es günstige Finanzierungsvarianten.

Alles aus einer Hand

Für den Chef einen Mercedes oder BMW, einen VW Golf oder Ford Focus für dessen Ehefrau, zwei oder drei Kombis für die Mitarbeiter im Außendienst, einen Kleinwagen in Reserve für ungeplante Soforteinsätze: Viele Handwerksunternehmen haben einen bunten Fuhrpark mit unterschiedlichen Marken und Modellen, die häufig zu ganz unterschiedlichen Zeitpunkten angeschafft worden sind. Weil die meisten Autohändler nur ein oder zwei Marken führen, müssen die Fahrzeuge in unterschiedlichen Autohäusern angeschafft werden, was günstige Einkaufskonditionen erschwert. Zwar kann der Handwerksunternehmer mit dem jeweiligen Händler für Einzelfahrzeuge einen einmaligen individuellen Rabatt aushandeln oder gezielt Schnäppchen-Angebote nutzen, nicht aber für den gesamten Fuhrpark.

Abhilfe versprechen hier Leasing- und Fuhrparkmanagement-Dienstleister, die Fahrzeuge egal welchen Typs zu Großkundenkonditionen einkaufen. Sie kennen die Bedürfnisse ihrer Kunden und bemühen sich um maßgeschneiderte Lösungen – so lauten jedenfalls die Werbeaussagen. Tatsächlich sind bei vielen auch kleine Unternehmen willkommen, die vielleicht nur ein halbes Dutzend Fahrzeuge im Bestand haben. Ausdrücklich werden diese zur freien Fahrzeugwahl ermuntert. „Grundsätzlich sollte die Auswahl der Fahrzeuge entsprechend ihrem Einsatzzweck erfolgen“, sagt Patrizia Schärtl-Rauch, Marketingleiterin von ASL Leasing in Oberhaching bei München. „Der Unternehmer sollte sich vor einer Anschaffung fragen, was er wie weit transportieren will, und außerdem die notwendige Motorisierung und Einbauten festlegen.“

In der Regel gemischt

Da viele Autohersteller gar nicht alle Fahrzeugsegmente abdecken sind schon deshalb gemischte Fuhrparks eher die Regel als die Ausnahme. Auch Flotten von großen Industriekonzernen setzen sich häufig aus unterschiedlichen Marken zusammen. So möchten nahezu überall Geschäftsführer und leitende Angestellte Premium-Pkws von Audi, BMW oder Mercedes-Benz fahren. Für Angestellte ohne Leitungsfunktionen werden hingegen Ford-, Opel– oder VW–Modelle als ausreichend erachtet. Und für Service-Mitarbeiter mit ständigen Außeneinsätzen kommen außer Kombis natürlich auch Transporter zum Zug – letztere werden jedoch nicht von allen Herstellern produziert. Außerdem wollen Mitarbeiter, die Anspruch auf ein „Motivationsfahrzeug“ haben, gerne zwischen mehreren Modellen wählen.

Die herstellerunabhängigen Anbieter haben aus dieser Not eine Tugend gemacht und bieten eine umfassende Beratung an, welche Marken und Modelle für welche Unternehmen geeignet sind. „Wir haben aufgrund eines Bestands von 60000 Fahrzeugen tiefe Einblicke in Reparaturanfälligkeit und Restwertentwicklung“, betont Kerstin Kraft, Sprecherin von VR Leasing in Eschborn. Damit einher geht die Weitergabe von Kostenvorteilen, die mit nahezu jedem großen Autokonzern ausgehandelt werden. Hier sehen sich die unabhängigen Anbieter gegenüber den Herstellertöchtern ebenfalls im Vorteil. Der Kunde habe die Möglichkeit, alle Hersteller aus einer Hand zu leasen. Auch Kunden, die nur Einzelfahrzeuge ordern, könnten demnach mit spürbaren Einsparungen rechnen. Für ein neues Fahrzeug im Wert von 25000 Euro meldet VR Leasing einen durchschnittlichen Einkaufvorteil von fünf Prozent. Die Finanzleasingrate sinkt dadurch um rund neun Prozent. Andere Leasinganbieter berichten von ähnlichen Werten. „Bei gleichen Restwerten bringt jedes Prozent im Einkauf fast den doppelten Einspareffekt in der Leasingrate“, sagt Kraft.

Individuell verhandeln

Natürlich kann der Kunde vergleichbare oder sogar bessere Einkaufsvorteile erzielen, wenn er entsprechende Konditionen mit einem Händler vereinbart oder Rabattaktionen eines Herstellers nutzt. Dann allerdings müsste er sich nicht nur auf ein oder zwei Marken beschränken, sondern auch alle Fahrzeuge auf einmal beschaffen. Außerdem verzichtet er auf die Vorteile des Full-Service-Leasing – es sei denn, er handelt mit seinem Leasinggeber einen Sale-and-Lease-Back-Vertrag aus (siehe Kasten). Weitere Einsparungen kann der Handwerksunternehmer nämlich erzielen, wenn er Wartung, Reparatur oder Reifenersatz und andere Dienstleistungen einem Leasing- oder Fuhrparkmanagementunternehmen überlässt – die Branche spricht von durchschnittlich 15 bis 20 Prozent. Allerdings bietet mancher Marktteilnehmer für Kleinflotten unter 20 Fahrzeugen nur ein eingeschränktes Dienstleistungsportfolio an. Die bisherige Praxis zeigt jedoch, dass Services, die zunächst für Großkunden entwickelt wurden, früher oder später allen Leasingnehmern angeboten werden. Zum Beispiel können Kunden von Sixt Leasing ein Servicemodul, das Fahrzeugschäden, die bei der Rückgabe in Rechnung gestellt werden, mit einer monatlichen Zahlung während der Vertragslaufzeit abdeckt, seit kurzem auch für Einzelfahrzeuge in Anspruch nehmen. Außerdem planen immer mehr Leasingunternehmen maßgeschneiderte Servicepakete für kleinere Fuhrparks.

„Der Fahrzeugmix spielt überhaupt keine Rolle“, resümiert Heidi Miklos von Car Ass Leasing in München. „Der Flottenbetreiber profitiert in jedem Fall von Synergieeffekten.“ Das versichern mittlerweile auch fast alle Herstellertöchter, die ebenfalls gemischte Flotten mit Fremdmarken finanzieren. Allerdings machen sie Einschränkungen. Nennenswerte Einsparungen können nur dann garantiert werden, wenn die Hersteller Verkaufsfördermaßnahmen bieten, heißt es bei der DaimlerChrysler Bank – mit der Konkurrenz werden ungern Rabatte ausgehandelt. Aber auch unabhängige Dienstleister haben nicht alle Trümpfe in der Hand. Viel hängt von den Fahrzeugpräferenzen der Großkunden ab. Je stärker einzelne Marken im bisherigen Bestand dominieren, desto bessere Einkaufskonditionen können für diese ausgehandelt werden.

Stefan Bottler

reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de